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Station: Kölsches Heck

“Kölsches Heck” oder Landhecke bezeichnet die heutige Verwaltungsgrenze zwischen den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein im Regierungsbezirk Arnsberg in Nordrhein-Westfalen. Es ist bis heute Kreisgrenze, Sprachgrenze (Dialektscheide) und Konfessionsgrenze.

Landhecken oder Landwehren lassen sich spätestens ab dem 14. Jahrhundert in weiten Teilen Deutschlands nachweisen und stellen eine lineare Befestigung dar. So wie die Städte selber mit Mauern umgeben wurden, so wurde das sie umgebende Gebiet mittels einer Landwehr geschützt, wobei diese aber auch als Rechts- und Wirtschaftsgrenze von Bedeutung war.

Unter Landwehren versteht die historische Wissenschaft Wallanlagen, die ein Stück Land nach einer oder mehreren Seiten abgrenzen oder sperren. Ursprünglich sind sie in den meisten Fällen von einem oder zwei Gräben begleitet und durch eine auf dem Wall angepflanzte Hecke verstärkt.

Der Name Kölsches Heck geht darauf zurück, dass diese früher mit heute noch sichtbaren Gräben und Wällen als befestigte Landesgrenze (Landhecke) die kurkölnischen und damit katholischen Sauerländer im damaligen alten Amt Bilstein von ihren zum Bistum Mainz gehörenden protestantischen Siegerländer Nachbarn trennte. Der genaue Zeitpunkt der Entstehung der Nassau-Siegerländer Landhecke ist unbekannt. Es dürfte ein Zusammenhang zwischen der Errichtung der Landhecke und der Soester Fehde bestehen. Zwischen 1444 und 1449 standen sich in dieser Fehde (Form der mittelalterlichen Kriegsführung) als Hauptakteur der Herzog von Kleve-Mark und der Erzbischof von Köln gegenüber.

Diese Fehde, welche beispielsweise auch den Einsatz böhmischer Söldnerheere vor Soest zur Folge hatte, wurde auch im Amt Bilstein ausgetragen. Burg und Amt Bilstein gehörten dem Herzog von Kleve-Mark und fielen an den Kölner Erzbischof, nachdem dieser die Burg belagert hatte. Diese militärische Gefährdung in unmittelbarer Nähe dürfte schon allein deshalb als besonders bedrohlich empfunden worden sein, da im Rahmen der damaligen Kriegsführung Plünderungen und Verwüstungen zur Schädigung des Gegners der Normalfall waren. Für die Jahre 1444/1445 konnten umfangreiche Rüstungsvorbereitungen in der Herrschaft Siegen belegt werden, allerdings wurde noch keine Landesbefestigung erwähnt. Somit ist es wahrscheinlich, dass die Landhecke in der zweiten Hälfte der 1440 Jahre errichtet wurde, um das Siegerland vor möglichen Angriffen und dem Durchzug von Söldnerheeren zu schützen, wobei die Errichtung einer solchen Anlage aufgrund der Ausdehnung und das Wachstums der Sträucher und Bäume eine gewisse Zeit in Anspruch genommen haben muss.

Der Kern dieser Hecke bestand meist aus Buchen, die ein Stück wachsen gelassen wurden und dann mit der Spitze zur Erde gebogen und eingegraben wurden – das sogenannte Gebück. Die Spitzen bildeten Wurzeln und es entstand ein „Skelett“ aus knorrigen Buchenholz. Zwischen diesem Skelett wurde Dornengestrüpp gesetzt, meist Schwarz- oder Weißdorn, Heckenrosen, Brombeeren oder auch Ilex – das sogenannte Gedörn.

Diese Hecke aus „Verbundmaterial“ (festes Holzskelett und dichtes Dornengestrüpp) konnte bis zu 20 Meter breit werden und wurde neben oder auf den Wällen gepflanzt. Die Hecke war bei guter Pflege nahezu undurchdringlich und bot so den Schutz, den eine Mauer einer Stadt bot. Wie man sich leicht vorstellen kann, war die Anlage einer Landwehr eine sorgfältig geplante, langfristige Angelegenheit: Erst nach ca. 10 Jahren intensiver Pflege (Hege) war die Landwehr so dicht und hoch bewachsen, wie es für den Schutzzweck notwendig war. War ihre Anlage beschlossen, so mussten die ortsansässigen Bauern die Anlage und Pflege im Rahmen ihrer Dienstpflicht (Hand- und Spanndienste) gegenüber ihrem Landesherrn übernehmen. Wer sich die teils Kilometer langen heute noch erhaltenen Wall-Graben-Systeme betrachtet, kann sich leicht die Mühe vorstellen, die es gekostet haben wird, diese Erdbewegungen mit hölzernen Hacken, Spaten und Schaufeln vorzunehmen. Dennoch wird der Bau von der bäuerlichen Bevölkerung wohl nicht nur als Belastung gesehen worden sein, denn die Landwehr war gerade in unsicheren Grenzbereichen ein effizienter Schutz für ihr Leib, Leben und Eigentum. Dadurch, dass das Gebück selbst praktisch undurchdringbar war, konnten Straßen nur an den sogenannten Schlägen die Landhecke passieren, sodass beispielsweise die Zollerhebung problemlos möglich war und für den Landesherrn eine stetige Einnahmequelle sicherte. Diese Durchgänge waren darüber hinaus durch Schanzen oder Türme gesichert. Wurden die Schläge geschlossen, dann ruhte der Warenverkehr und man konnte nicht mehr verkaufen. Somit war man gezwungen, weite Umwege hinzunehmen. Gerade im Bereich der alten Schläge trifft man immer wieder auf sogenannte Hohlwege. Dabei handelt es sich um alte Wegetrassen, die sich im Lauf der Jahre immer weiter in den Boden eingegraben haben und daher noch heute den Verlauf ehemaliger Straßen erkennen lassen. Oftmals wurde der Straßenverlauf um einige Meter verlagert, wenn ein Weg sich zu tief eingegraben hat, sodass sich dort mehrere Hohlwege unmittelbar nebeneinander befinden. Weitere Informationen zu Grenzschlägen und Hohlwegen im nördlichen Siegerland finden Sie unter www.eisenstrasse-suedwestfalen.de.

 

Räumlich beginnt der Grenzzug des kölschen Heck in der Nähe der Ortschaft Rothemühle/Heid und führt über Römershagen und Löffelberg entlang des Hünsborner Sportplatzes zum Holzklauer Schlag und weiter über den Rindhagen und die Kuckucksfichte (ist inzwischen vom Sturm entwurzelt) zwischen Altenhof und Osthelden vorbei an Altenwenden weiter zum Krombacher Schlag.  In Altenhof wurde der hier entlang laufende Weg immer der Höhenweg genannt.  Der Grenzzug verlief weiter über den Höhenzug des Rothaarkamms bis hin zur Stadt Winterberg.

Die Landwehr zwischen der Grafschaft Siegen-Nassau und kurkölnischen Westfalen umschloss vermutlich das gesamte Nassau-Siegener Gebiet und ist insbesondere im Bereich der Städte Freudenberg, Kreuztal und Hilchenbach noch an vielen Stellen anhand der Wälle und Gräben nachvollziehbar und verläuft fast immer an der heutigen Kreisgrenze, mehr oder minder begleitet von Wanderwegen des Siegerland-Höhenrings.

Eine weitere Besonderheit dieses Standortes ist der Verlauf eines weiteren Weges, nämlich des weniger bekannten mittelalterlichen Heerweges. Dabei handelte es sich um eine teils befestigte Fernstraße zur schnellen Verlegung von Truppen. Auf Altenhofer Grund ist die weitgehend gerade verlaufende Trasse heute noch gut zu erkennen. Es ist der Weg, der von Junkernhees kommend – und dort heute noch Heerweg heißt – zum Heck aufsteigt, den Höhenweg kreuzt (Standort) und an der Dörnschlade entlang weitergeführt wird, bis er auf andere historische Fernwege traf.

An der Stelle, wo der Weg von Junkernhees die Grenze nach Altenhof überschreitet, hat auch der „Schlag am Heerweg“ gelegen. Insgesamt befanden sich auf Altenhofer Gebiet fünf solcher Übergänge.

Die Schläge wurden von sogenannten Bäumenern bewacht. Dieser Name hat sich bis in die heutige Zeit als Familienname in abgewandelter Form erhalten.

Zwei in unserer Gegend bekannte Schläge sind der Holzklauer und der Krombacher Schlag. Dort, wo die Landstraße zwischen Hünsborn und Oberholzklau die Passhöhe überquert, befindet sich ein Wanderparkplatz, von dem aus der Weg direkt zum Holzklauer Schlag führt. An der Stelle steht heute ein nachgebautes Schilderhäuschen, indem der Bäumener Schutz vor Wind und Wetter fand, und ein Schlagbaum. Hier sind im Umkreis auch noch einige Hohlwege gut zu erkennen.
Ein herausragendes Denkmal stellt der Krombacher Schlag dar.
In den Jahren 1586 bis 1588 wurde in Krombach ein neuer Schlag angelegt – ausweislich der Akten betreffend die Lohnzahlungen und Versorgung der Arbeiter eine aufwendige Angelegenheit, die sogar von Johann dem Mittleren, Graf zu Nassau-Katzenelnbogen persönlich begutachtet wurde. Im Jahr 1607 urkundlich erwähnt befand sich in unmittelbarer Nähe des Krombacher Schlages ein schiefergedeckter Turm aus Bruchsteinen, für den zusätzlich 30 Stämme Holz benötigt wurden und der mehr als 329 fl. (Florentiner oder Rheinischer Gulden) gekostet hat. Dieser Turm diente sicherlich nicht nur dem militärischen Schutz des Schlages, sondern war aufgrund seiner Lage auch weithin sichtbar. Der Grenzübergang, der sich in der Nähe des heutigen Autobahnzubringers befindet, kontrollierte die alte, von Frankfurt über Olpe nach Norden führende Fernstraße. Heute noch markantes Zeugnis der Grenzbefestigung sind die Dicke Buche im Wald westlich von Krombach und die Reste der alten Wallhecke. Die Dicke Buche kann vom Ende der gleichnamigen Straße in Krombach bequem erwandert werden. Das Wachstumsbild zeigt deutlich, dass sie nicht natürlich gewachsen ist, sondern Teil des ‚Gebücks‘ war. Um 1780-90 wurde die erste mit Steinen befestigte Straße vom Kölschen Heck bis zur Kalteiche gebaut, heute “Napoleonweg” genannt.

Die Forschung geht davon aus, das Landwehren ihre Bedeutung im Dreißigjährigen Krieg verloren haben, als sie den Territorien vor den großen Söldnerheeren keinen ausreichenden Schutz mehr bieten konnten. Raub von Menschen und Vieh konnten nicht verhindert werden. In der Nacht zum 24. Februar 1634 überfielen kaiserliche Soldaten und kurkölnische Bauern den gräflichen Hof Ginsberg und erbeuteten 100 Stück Vieh, ein Pferd und zahlreiche Sachen. Bereits 1518 wurde der gräfliche Wirtschaftshof, der sogenannte Viehhof, erwähnt, der zur Verpflegung der Burgleute der Ginsburg diente.

Dennoch wurden die Landwehren auch nach 1648 nicht ganz vernachlässigt. So befahl der Kölner Kurfürst Erzbischof Maximilian Heinrich im Holländischen Krieg am 15. Dezember 1672 die Wege und Pässe zu den Nachbarländern des Amtes Bilstein zu schließen, weil ein Truppendurchmarsch des brandenburgischen Heeresbefürchtet wurde.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel die Landhecke an den preußischen Staat, der sie teilweise zu Hochwald umwandelte und teilweise zwischen 1822 und 1826 an den Meistbietenden verkaufte. Vielfach entstanden sogenannte Hauberge (meist Erblehen). Auf der Landkarte der „preußischen Uraufnahme“ von 1840 ist sie allerdings noch vermerkt, wobei aber nicht gesichert ist, ob es sich eventuell nur noch eine überlieferte Bezeichnung handelt oder noch Reste der Landhecke erkennbar waren.

Quellenangaben:

Literatur „Die Siegener Landhecke“

Literatur „Grenze, Landwehr, Burgen“ von Olaf Wagener

Recherchen von Walter Wolf, Heimatforscher Drolshagen

Informationen aus Wikipedia „Kölsches Heck